Solidarität statt Mitleid!


flickr photo shared by dkantoro under a Creative Commons ( BY-NC ) license

Einleitung

Es ist nicht, dass Menschen schlecht sind, aber wenn wir in Augenkontakt gehen oder Teil einer Unterhaltung werden, dann müssten wir zugeben, dass sie existieren und dass wir das grundsätzliche menschliche Bedürfnis haben könnten, dass uns das kümmert. Aber es ist so viel einfacher schlicht die Augen zu schließen und unsere Herzen abzuschirmen gegenüber ihrer Existenz.”


Die meisten von uns sind irgendwann in unserem Leben sicherlich Menschen auf der Straße begegnet, ob Obdachlose oder einfach Gruppen, die Minoritäten zugeordnet sind, am Rande der Gesellschaft wie zum Beispiel Roma und Sinti. Die “Unterschicht”, die “Unerwünschten”, “der Abschaum der Gesellschaft”... Wir sehen sie, wir gehen vorbei, manche von uns geben eine Münze oder zwei, während andere einfach ihrem Blick ausweichen.

Aber wie viele von uns haben sich bisher getraut mit ihnen zu sprechen? Wieviele von uns haben sie als Mitmenschen gewürdigt, indem wir sie morgens grüßen oder ihre Existenz auch nur mit einem einfachen Kopfnicken bemerken?


In dieser Übung werden wir erinnert, dass Menschen am Rande der Gesellschaft nicht “Mitleids-Fälle” sind, sondern uns ebenbürtig. Wir werden versuchen Solidarität zu zeigen, indem wir mit ihnen wie mit Freunden reden.

Art der Aktivität

Alleine / Gruppe

Dauer

Eine Stunde / Unbegrenzt

Lernziele

  • In Kontakt treten mit Menschen am Rande der Gesellschaft als Ebenbürtige

  • Unsere Ansichten über marginalisierte Menschen auf der Straßen verändern

Anleitung

Vorbereitung:

Recherchiere nach Unterkünften für Obdachlose in der Nähe, biete dich als Helfer an, um dich mit Gruppen am Rande der Gesellschaft vertraut zu machen. Alternativ kannst Du auch einfach einen Spaziergang in Deiner Nachbarschaft oder Gegend machen und beobachten, ob es Leute, die auf der Straße leben, gibt. Falls möglich, kannst Du ein Schachspiel, Spielkarten, ein Musikinstrument oder irgendetwas anderes aus Deiner Freizeit mitbringen, dass dir einfällt um etwas mit den Leuten gemeinsam zu tun.

Schritt-für-Schritt-Anweisungen:

  1. “Guten Morgen!” oder “Hallo!” ist eine simple Begrüßung um eine Unterhaltung zu beginnen. Achte darauf, dass Du Deinem Gegenüber in die Augen schaust. “Die nicht obdachlosen Leute schauen einem fast niemals in die Augen. Einer Person in die Augen zu gucken und so etwas zu tun wie zu Nicken, ist das Respektvollste was man jemals tun kann.

  2. Es ist ratsam eine Tasse Kaffee oder Tee zum Anbieten dabei zu haben. Aber bringe zwei Tassen mit, eine für die Person auf der Straße und eine für dich selber- Du möchtest Solidarität zeigen und nicht mit der typischen “Mitleids-Spirale” enden. Anstatt Deinem Gegenüber eine Tasse direkt anzubieten, kannst Du Solidarität zeigen, indem Du fragst: “Mögen Sie eine Tasse Kaffee mit mir trinken?” (...bitte versuche Kaffee aus fairem Handel zu finden, wenn Du Kaffee wählst...). Falls die Person zustimmt, achte darauf dich mit hinzusetzen, bleib nicht stehen und trink während ihr steht. Wenn Du nicht sitzen magst, kannst Du dich auch neben die Person hinhocken.

  3. Du kannst die Unterhaltung fortführen indem Du fragst: “Wie geht es Ihnen? Wie heißen Sie”? Falls die Person antwortet, kannst Du Dich vortasten mit Kommentaren zu allgemeinen Themen, z.B. wie gut der Kaffee ist oder wie kalt es draußen ist, Du kannst über das Gebäude gegenüber sprechen oder über irgendetwas, das Dir in den Sinn kommt. Wenn es Dir gelungen ist das Eis zu brechen, kannst Du sagen: “Ich sehe Sie immer mal wieder hier sitzen, und frage mich wo Sie nachts schlafen.” Versuche die Lebensgeschichte dieser Person zu erfahren, warum sie/ er auf der Straße lebt, was passiert ist, wie das Leben vorher aussah. Denke daran, dass wenn eine Person auf der Straße ist, sie nicht automatisch obdachlos sein muss.

  4. Versuche im Gegensatz zu sympathisch eher empathisch zu sein. Also sei komplett präsent in jedem Teil der Interaktion und Konversation, höre wirklich zu bei allem was die Person sagt, schau sie/ ihn an und gucke ihr/ ihm in die Augen, sei aufrichtig interessiert. Und Du musst keine Lösungen anbieten, Empathie bedeutet Verständnis zu zeigen, für das was die Person fühlt, also sag lediglich: “Ich höre, dass es wohl sehr schwer war, was Sie erlebt haben. Danke, dass Sie das mit mir teilen.” Das kann kraftvoller sein, als mit magischen Lösungen zu kommen. Natürlich ist es gut, wenn Du fragen kannst, wie Du helfen kannst, oder die Unterkunft in der Nähe zu nennen (falls eine existiert), aber versuch nicht Dich in die Lösungssuche zu stürzen.

  5. Lächle die Person an. Hab keine Angst vor Berührungen, gerade auch wenn es ein einfaches Auf-die-Schulter-Klopfen ist! (Aber sei vorsichtig- nicht alle Menschen mögen Berührungen, also beurteile das selber in der Situation). Es ist wichtig die Person als Gegenüber anzuerkennen, als ebenbürtig. Und warum solltest Du nicht, wenn Du Dich verabschiedest, ruhig eine Umarmung anbieten!


OPTION 1

Falls möglich, versuche die Geschichte der Person aufzuschreiben und in einer Zeitschrift zu veröffentlichen. Es ist ein kraftvolle Möglichkeit marginalisierten Menschen/ Obdachlosen eine Stimme zu geben. Schreiben ist ein guter Weg indirekt ins Handeln zu kommen, wenn es um sozialen Aktivismus geht.


OPTION 2

Es gibt viele solidarische Initiativen in der ganzen Welt, die Übernachtungen im Freien anregen für Nicht-Obdachlose. Falls es dir möglich ist, verbringe eine Nacht mit einer obdachlosen Person auf der Straße. Falls Du Dich nicht wohl mit dem Gedanken fühlst, das alleine zu tun, kannst Du sogar einen Freund einladen, Dich zu begleiten! Oder noch besser, stelle selber eine Veranstaltung online (zum Beispiel bei facebook) oder organisiere eine Übernachtung draußen als politisches Statement! Dies ist eine kraftvolle Möglichkeit in der Bevölkerung Aufmerksamkeit auf das Thema Obdachlosigkeit zu lenken und darüber hinaus wird es für die Teilnehmenden die direkte Erfahrung eines zumindest kleinen Teils der Notlage sein, die diese Menschen erleben -eine Nacht, in ihren Schuhen”.

Quellen [englisch]

Reflektion

  • Was hast Du über Menschen am Rande der Gesellschaft gelernt?

  • Welche Geschichten hast Du erfahren (falls), die jemand mit Dir geteilt hat?

  • Hat diese Erfahrung in irgendeiner Weise Deine Einstellung gegenüber Leuten, die auf der Straße leben/ schlafen geändert?

  • Wirst Du in Zukunft anders handeln, wenn Du diese Menschen triffts, nachdem Du nun diese Übung gemacht hast?

Anleitung zur Online-Einreichung

Beantworte die Fragen und lade Deine Antworten bei Moodle hoch. Anleitung für das Hochladen der Fotos und für das Einreichen mit Moodle findest Du hier.

Anleitung zum Feedback

Gib mindestens einer/einem Teilnehmenden Feedback. Eine Anleitung zum Feedbackgeben findest Du hier.

(Keine Themen im Forum)