Systeme darstellen


Einleitung

Während der Entwicklung der westlichen Gesellschaft, sind Menschen zu der Ansicht gelangt, dass die Welt ein mechanisches System ist, dessen einzelne Komponenten durch klare Grenzen getrennt sind. Wir tendieren dazu, Dinge in kleinere Bestandteile aufzuteilen und jeden einzelnen Bestandteil genau zu betrachten, dabei jedoch zu vergessen inwiefern diese Teile einander beeinflussen. In solch einer reduzierten Betrachtungsweise wird ein System oder ein Objekt also generell versucht darüber zu verstehen, dass es in eine Sammlung von Einzelteilen zerlegt wird und erst anschließend betrachtet wird, wie diese zusammenpassen. Diese Art des Denkens wird sogar für lebendige Wesen, Ökosysteme und Gesellschaften angewandt, auch bei der Betrachtung von historischen Ereignissen - eine Serie von linearen Reaktionen. Ein Beispiel ist die Sicht auf die aktuelle globale Migration von Flüchtlingen, welche oft nur als Resultat der Flucht vor Kriegen in weit entfernten Ländern betrachtet wird, ohne die Kombination von sozio-ökonomischen und umweltbedingten Faktoren, die zu Migration führen, in die Überlegungen mit einzubeziehen. Somit wird es leicht die Situation als “Flüchtlingskrise” abzustempeln, anstatt sie unter dem Kontext unserer westlichen sozio-ökonomischen geprägten Gesellschaft und des modernen Kapitalismus zu begreifen.


Während die lineare Sicht auf Ereignisse sicherlich ihre Vorteile hat und signifikante Fortschritte in der Technologie, den Naturwissenschaften und in anderen Feldern so ermöglicht wurden, ist die wirkliche Herausforderung, dass mit dieser Denkweise die wirkliche Komplexität unserer Realität vernachlässigt wird. Eine Sammlung von Organen ergibt noch keinen funktionierenden Organismus. Und diese rein linearen Abfolgen sind die Ursachen für den heutigen Umgang mit unserem Planeten und gesellschaftlichen Systemen.


Komplexe Systeme haben ihre eigenen, spezifischen Qualitäten und Muster. Die wunderbaren Details eines Termitenhügels oder eines Bienenstocks anzuschauen, ist ein besonders gutes Beispiel, um diese Art von Systemen zu verstehen. Als Beispiel, wird die Temperatur des Termitenhügels über eine Folge von chemischen Signalen reguliert, welche Individuen des Termitenvolkes austauschen, gefolgt von strategisch gesammeltem Wasser für die Kühlung oder eine höhere Bewegung für eine Erwärmung. Diese komplexen biologischen und sozialen Strukturen könnten niemals verstanden werden, wenn nur ein Individuum betrachtet würde. Für die Zukunft menschlichen Lebens auf diesem Planeten, ist es äußerst wichtig, ein weiter entwickeltes Verständnis für beides, die Erde und die Lebewesen auf ihr, zu erreichen. Wir müssen anfangen unsere eigenen sozialen und ökonomischen Systeme, genauso wie das Innerste der Ökosysteme, die das Leben auf dem Planeten ermöglichen, durch eine Linse der Komplexität zu betrachten. Daraufhin müssen wir in Interaktion mit diesen Systemen treten, basierend auf diesem neuen Verständnis.

Art der Aktivität

Gruppe [mindestens 10 Leute werden für diese Übung benötigt]/ Experimentell

Dauer

Jede Übung braucht etwa 30 Minuten Zeit.

Lernziele

  • Einen Eindruck eines “kollektiven Bewusstseins” erhalten, bei dem keiner leitet

  • Die Komplexität von Systemen beobachten    

  • Erkennen, wie ein System reagiert, wenn sich Bedingungen verändern

  • Spiele kennenlernen, die Konzepte von Systemen und Komplexität demonstrieren

Anleitung

Benötigte Materialien und Werkzeuge:

  • Ein großer offener Raum, in dem man sich gut bewegen kann

Schritt-für-Schritt Anweisungen:

Menschen, die sich in Systemen bewegen

  1. Lade die Teilnehmer*innen ein sich in Gedanken zwei andere Personen in der Gruppe zu merken.

  2. Bitte alle Teilnehmer*innen sich durch den Raum zu bewegen und dabei jeweils die gleiche Distanz zwischen sich und den zwei gewählten Personen zu halten. Die Gruppe wird beginnen sich zu bewegen, während sich jede*r versucht in die richtige Distanz mit den zwei anderen einzuordnen.

  3. Bitte die Teilnehmer*innen, während sie sich weiter bewegen und die gleiche Distanz zu den je zwei gewählten Personen halten, zu versuchen die Muster der Bewegungen zu beobachten.

  4. Verändere die Regeln: Bitte nun die Teilnehmer*innen sich zwei neue Personen in der Gruppe zu merken. Diesmal wählen sie eine Person als “Schild”, die nun immer zwischen ihnen und der dritten Person bleiben soll. Wichtig ist, dass die Auswahl wirklich geheim bleibt.

  5. Wieder bittest du die Teilnehmer*innen zu versuchen die Muster, wie sich jede/r in Relation zu den anderen bewegt, zu beobachten.

  6. Schau, ob Unterschiede auffallen im Vergleich zwischen der ersten und der zweiten Übung.


Sich alleine bewegen

  1. Lade die Teilnehmer*innen ein langsam und still durch den Raum zu laufen.

  2. Falls eine Person anhalten möchte, kann sie anhalten. Sobald jemand anhält, soll jede/r andere auch anhalten.    

  3. Wenn eine Person wieder in die Bewegung gehen möchte, läuft sie/ er wieder los, der Rest der Gruppe ebenso.

  4. Teil 2: Lauft weiter und anstatt, dass Einzelne sich zum Anhalten entscheiden, schaut, ob die ganze Gruppe gemeinsam anhalten und wieder in die Bewegung gehen kann, ohne dass eine Person dies entscheidet.

  5. Teil 3: Wiederholt die Schritte 1-3 erneut, ABER die Teilnehmer*innen sollen ihre Augen geschlossen halten und sich langsamer bewegen, sodass ihre anderen Sinne geschärft sind und es ihnen möglich ist, zu reagieren, wenn jemand anhält.

Quellen [englisch]

Reflektion

  • Menschen, die sich in Systemen bewegen: Hast du Muster beobachtet, als ihr euch alle gemeinsam bewegt habt? Falls ja, was waren das für welche?

  • Menschen, die sich in Systemen bewegen: Was hast du über die Bewegung als Gruppe bemerkt?

  • Sich alleine bewegen: Falls du den “Start” oder das “Stop” initiiert hast, wie hat es sich angefühlt, anderes Handeln zu beeinflussen?

  • Sich alleine bewegen: Wie hat es sich angefühlt, sich mit der ganzen Gruppe zu bewegen?

  • Sich alleine bewegen: Als du die Augen geschlossen hattest, wie hast du wahrgenommen, dass die Gruppe angehalten hat oder wieder in Bewegung gegangen ist?

Anleitung zur Online-Einreichung

Reiche eine Reflektion dieser Übung ein, welche auf den Reflektionsfragen beruht (bis zu 200 Wörter). Lade außerdem ein Foto der Übung hoch. Anleitung für das Hochladen der Fotos und für das Einreichen mit Moodle findest Du hier.

Anleitung zum Feedback

Gib mindestens einer/einem Teilnehmenden Feedback. Eine Anleitung zum Feedbackgeben findest Du hier.
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